Fatigue – Die große Müdigkeit

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Fatigue

Gestern saß ich im Bus, auf dem Weg nach Hause. Ich nutzte die Fahrtzeit, um mich ein wenig zu entspannen, aber mir fielen sofort die Augen zu.

Eine Bekannte stieg wenig später ein und setzte sich zu mir, so daß ich sofort wieder wach war. Wir lächelten uns zur Begrüssung an.

Aber ich hatte keine Lust, auf eine Unterhaltung und schloß die Augen wieder. Sie aber bemerkte das scheinbar nicht und fing an, zu reden.

Ihre Worte prallten an mir ab, ich konnte mich nicht konzentrieren. Keine Ahnung, was sie plapperte.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Diese Worte drangen doch irgendwie zu mir durch.

„Entschuldigung,“ stammelte ich. „Ich bin wohl kurz eingenickt. Was hast du gesagt?“

„Das habe ich gemerkt,“ antwortete sie daraufhin. „Ich kenne das. Wenn die Party mal wieder zu lange ging.“

Ich lächelt nur müde und nickte ihr zu.

„Ach, bin einfach total erschöpft, und weiß gar nicht, warum.“

„Erschöpft? Was haste denn gemacht?“

Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu und lachte laut.

Ich antwortete nicht, in der Hoffnung, daß es ihr zu öde würde und sie mich in Ruhe ließe.

Ich schloß wieder für einen Moment die Augen.

Müde Bild

Bild: Müde

„Hey, was ist mit dir los? Langweilst du dich?“ Sie ließ nicht locker.

„Nein, natürlich nicht“, entschuldigte ich mich erneut. „Es ist eigentlich nichts. aber ich bin so entsetzlich müde und erschöpft.“

„Dann solltest du vielleicht mal früher schlafen gehen.“

„Ach, was weißt du denn? Kennst du das, schon morgens nicht aufstehen zu können, weil die Beine wie tonnenschwere Klötze auf der Matratze liegen und dich daran hindern, aus dem Bett zu kommen, obwohl du eigentlich lange genug geschlafen hast?“

„Nein, das kenne ich nicht.“

„Genau. Kaum jemand versteht das, wenn sie sich nicht mit Multiple Sklerose und deren Symptomen auskennen.“

„Und was genau sind diese Symptome?“

„Zum Beispiel unendlich müde zu sein. Ohne ersichtlichen Grund. Das nennt man Fatigue.“

„Ach Quatsch. Sowas gibt es nicht. Geh einfach früher schlafen, dann hälst du auch die Arbeitstage aus.“

Tja, so denken leider viele Leute.

Aber das stimmt nicht. Selbst wenn du dich zwischendurch ausruhst, hilft dir das in den meisten Fällen wenig bis gar nichts.

Selbst die Schlafdauer zu erhöhen, bringt dir oft keine Erholung.

Allerdings ist es wichtig für dich, zu wissen, daß dieses Ungetüm wirklich nicht willentlich von dir beherrscht werden kann.

Mach dir deshalb keine großen Gedanken bzw. laß dir bloß nicht von anderen einreden, du seist nur faul, oder ähnliches.

Diese Leute haben keine Ahnung.

Fatigue belastet deinen ganzen Körper und bedeutet dazu noch physische und/oder mentale Erschöpfung und Müdigkeit, für die du nix kannst.

Abends völlig k.o. ins Bett zu fallen und morgens aufzuwachen, und dich zu fühlen, als hättest du keine Sekunde geschlafen, ist aber nicht mit normaler Müdigkeit zu vergleichen, denn die Fatique ereilt viele MS-Betroffene. Du bist also nicht allein.

Super oder?

Es ist bei MS also ganz normal, abgeschlagen und energielos zu sein.

Das gibt es gratis dazu. 🙁

Ich weiß es aus eigener Erfahrung, daß dies dein Dasein ganz schön beeinträchtigen kann.

Nimm es einfach an, denn es gibt keine wirklich guten Tips gegen die Fatigue.

Wenn du versuchst, dich dagegen zu wehren, kann es passieren, daß sich deine ganzen anderen Symptome wie Zittern, klar denken zu können, langsam zu werden, psychisch belastbar zu sein, ebenso wie die geringe körperliche Belastbarkeit, Übelkeit, Depression, Traurigkeit usw. verstärken und dich einfach nur noch verzweifeln lassen möchten.

Auch durch das ständig nur noch schlafen zu wollen, wirst du deine Beschwerden noch fördern, und dich nur noch mehr extrem erschöpft und müde fühlen und dein Kurzzeitgedächtnis vermindern. Man nennt das auch das UhthoffPhänomen.

Dadurch wirst du vermutlich auch nicht mehr so viel und gut arbeiten können, was Aussenstehende unter Umständen wenig bis gar nicht verstehen oder akzeptieren.

Schließlich sieht man dir ja nichts an!

Dein Energiepegel wird im Laufe des Tages abnehmen, und du weißt morgens nicht, wie und ob du deinen Tag schaffst, was dir vielleicht wieder alles nicht gelingt, aus der Hand fällt, oder welche neuen Symptome sich dazugesellen.

Dies wird auch dein Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Und die Gesellschaft kann das Ausmaß deiner Erschöpfung nicht nachvollziehen

Das Unverständnis deines persönlichen Umfelds und das Problem, sich ständig erklären oder rechtfertigen zu müssen, wie schlecht es dir geht, belastet viele Betroffene zusätzlich.

Wenn du aber erstmal herausgefunden hast, wo deine persönlichen Grenzen liegen und deine Krankheit akzeptieren gelernt hast, wirst du deine täglichen Aufgaben in dein Alltagsleben integrieren können.

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(c) Ines Geister 2017